08.06.2000,
Lake Ranch, Wyoming - Branding und Team Roping
 Um
halb acht wollten wir losfahren, hatte Fernando mir gesagt - aber ich war
auf der Lake Ranch, nichts hielt mich länger als bis sechs Uhr im
Bett, dann schlug ich die Zeit bis sieben Uhr tod, in dem ich Unmengen
von Kaffee trank und auf der Terasse vor dem neuen Gästehaus Postkarten
schrieb. Dann begann ich ein Frühstück für die Langschläfer
zu bereiten. Da es nur was schnelles sein sollte, gab es statt Rührei,
Pfannekuchen, Würstchen und gebratenem Speck nur Toast, Croissants
und Kornflakes.
Bis die Schlafmützen
endlich bereit zum Aufbruch waren wurde es acht Uhr.
Luca lud sein gesatteltes
Pferd in den Trailer, dann fuhren wir zu dem Nachbarn, wo sich schon jede
Menge Freunde und Bekannte versammelt hatten - ich hatte es schon geahnt:
auch in Wyoming war das Branding mehr eine Party als harte Arbeit. |
Hart gearbeitet
wurde dann aber doch, drei Männer ritten in den winzigen Korral und
fingen die Kälber mit ihren Lassos, während zwei Teams zu je
zwei Leuten bereit standen, um die Kälber festzuhalten. Der Rancher
brannte sie, die elfjährige Tochter gab die Impfung und ein weiterer
Cowboy tackerte Plastikmarken in die Ohren. Bei so viel Hilfe waren ca.
60 Kälber in weniger als vier Stunden gebrannt und markiert. Kastriert
wurde zum Glück nicht, der Rancher war der Meinung, dass die Kälber
besser als Bullen aufwuchsen, sie sollten erst im Herbst kastriert werden. |
Nach zwei
Stunden wurde eine Pause gemacht, alle setzten sich in den Schatten und
stöhnten über die (nach Arizona-Verhältnissen angenehmen)
30 Grad ...
Und das ganze in der beeindruckenden
Kulisse des Devils Towers - na, das war doch mal wieder echtes Cowboyleben!
Gegen zwölf war alles
erledigt, die Helfer und Zuschauer waren zum Lunch in einem Restaurant
am Devils Tower eingeladen - Fried Chicken und Salat.

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Ein Pferdezüchter
und -händler lud Luca und Fernando ein, am späten Nachmittag
vorbeizukommen, um bei einem Training für Team Roping mitzumachen.
Die beiden schienen sehr interessiert zu sein, aber Eileen hatte sich schon
am Vormittag ziemlich gelangweilt, sie hatte keine Lust auf dieses Training,
dem wir nur als Zuschauer beiwohnen würden.
Am Nachmittag zogen Gewitterwolken
auf, es stürmte und regnete sogar kurz, während die drei Langschläfer
einen Nachmittagsschläfchen hielten.
Weil Eileen lieber Ausreiten
wollte entschied ich mich gegen das Team Roping, damit sie nicht alleine
los musste. Ich fing mir BB und hatte ihn gerade fertig gesattelt, als
Luca meinte, dass Fernando mit uns ausreiten würde. Na, wenn das so
war - dann brauchte ich ja eigentlich nicht mitzukommen und konnte Luca
zum Training begleiten. Ich sattelte also wieder ab und fuhr mit Luca in
einem Van in Richtung Sundance, wo der Pferdehändler seine Ranch hatte.
Dort
ließ man sich viel Zeit. Nachdem wir eine halbe Stunde in seinem
Eßzimmer gesessen hatten, zeigte uns ein Helfer einige Verkaufspferde,
von denen der Händler Luca einen kleinen braunen Wallach anbieten
wollte. Ich fand den fetten Dreijährigen ziemlich häßlich,
auch Luca schien nicht weiter interessiert zu sein.
Danach standen wir fast
eine Stunde lang herum und warteten darauf, dass er Händler und einige
andere Leute, die beim Training mitmachen wollten, endlich fertig gequatscht
hatten.
Schließlich ging es
zu einer großen Arena, zu der die Männer einige Rinder trieben,
die der Pferdehändler eigens zum Roping hielt. Den Viechern wurden
Ledergurte zum Schutz der Hörner angezogen und, wenn sie noch keine
eigenen Hörner hatten, eine Art Dummy angeschnallt. Letztere Kopfbekleidung
war nicht nur lächerlich, sie war auch merklich unangenehm für
die Tiere zu tragen. Der Tierschutz läßt grüßen ...
Dann wurde das erste Spielzeug
in einen Käfig getrieben, rechts und links nahm je ein Cowboy mit
seinem Pferd Aufstellung. |

Beim Team Roping
ist es die Aufgabe des linken Reiters, das Rind mit dem Lasso an den Hörnern
zu fangen und es in einer Linkskurve so herumzuziehen, dass sein Partner
die Hinterbeine des Rindes mit dem Lasso erwischen konnte. Geritten wurde
auf Zeit, erwischte der Partner nur ein Bein gab es fünf Strafsekunden. |
Die ersten
Starts waren noch recht interessant, aber nach einer Stunde wurde es langsam
langweilig. Luca ritt doch nicht mit, da die anderen recht verbissen für
ein Rodeo am Wochenende in Hulett trainierten, sondern machte den Torwächter
für die gefangenen Kühe, während ich den Leib-Fotografen
mimte. Viel mehr traute der Pferdehändler mir eh nicht zu, er hatte
schon Probleme damit mit gehabt, mir ein Pferd anzuvertrauen, das ich zu
der Arena führte.
Gegen halb neun verliessen
wir die staubige Arena und fuhren zurück zur Ranch, wo Eileen und
Fernando schon das Abendessen zubereitet hatten.
Ein langer, aber interessanter Tag. Und nicht
zuletzt in Wyoming ... |
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