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April 2005
April in Wyoming ... nur
noch wenige Wochen bis die ersten Gäste kommen. Leider verpassen die
unser großes Branding das voraussichtlich am 7. Mai stattfindet,
aber dafür helfen wir in den letzten Mai- und ersten Juniwochen viel
bei den Nachbarn bei Brandings.
Pünktlich
zur Branding Season haben wir uns auch ein neues Pferd gekauft das angeblich
super stark ist und tausende von Kälbern zum Branding-Feuer ziehen
kann ohne zu ermüden ... unseren „Jesse James“. Zugegeben – ein Quarter
Horse ist er nicht ... auch kein Paint, obwohl er ein „Red Roan Splashed
White Overo“ ist (irgendjemand hier verwirrt? ;) ); sondern eher auf der
Kaltblutseite, vermutlich ein Percheron-Thoroughbred-Mix oder sowas, eine
Rasse die hier häufig für bestimmte Rodeowettbewerbe gezüchtet
wird.
Wie auch immer – der Kaltbluteinschlag
läßt sich sicherlich nicht verleugnen, aber Jesse ist eines
der liebenswertesten Pferde die wir je gehabt haben und ist absolut nicht
schwerfällig oder gar faul, sondern kann ganz schön Tempo machen
während er sich mit Neckreining ganz leicht dirigieren läßt.
Laßt euch überraschen! :-)
Unseren
Buckskin Skip haben wir tatsächlich verkauft, angehängtes Foto
sollte ausreichend erklären warum wir ihn nicht behalten wollten.
Obwohl er, genau wie im letzten Jahr „Dakota“, eines der am besten ausgebildeten
Pferde war die wir hier hatten. Aber gute Ausbildung hilft leider nicht
wenn das Pferd unberechenbar ist.
Dafür haben wir noch
einen weiteren Neuzugang: „Two Socks“ ist ein kleiner Palominowallach den
mir der Pferdehändler verkauft hat von dem ich vor zwei Jahren Shadow
und Spirit und im letzten Jahr Sneaker gekauft hatte. Zugegeben: die beiden
letzteren waren nicht sehr gut für uns geeignet, aber der Händler
garantiert mir dass ich die Pferde zurücktauschen kann wenn sie mir
nicht gefallen. Nach meiner schlechten Erfahrung mit Sonny ist mir das
einiges wert ...
Dörte,
unsere Köchin/Cowboy/Ranchhand ist seit Ende März wieder hier
und macht sich mit allgemeinen Rancharbeiten nützlich bis im Mai die
Gäste kommen. Das erinnert mich daran dass wir noch die Zäune
abreiten müssen ... *auweia*. Im Moment regnet es nämlich. Kaum
zu glauben. Und eigentlich hoffen wir auf ganz ganz viel Regen weil wir
ihn wirklich brauchen, aber nach einem 28-Grad-Sommertag am Sonntag ist
es hier doch ziemlich abrupt abgekühlt, da muss man sich erst mal
dran gewöhnen ...
Die Calving Season neigt
sich dem Ende zu. Obwohl wir mit dem Wetter viel Glück hatten und
die Kühe relativ wenig Probleme beim Kalben hatten mussten wir doch
zwei Kühe für einen Kaiserschnitt in eine Tierklinik bringen,
etwas was in den letzten Jahren schon mal bei Jungkühen vorgekommen
ist, bei älteren Kühen aber bisher noch nie. Die erste Kuh habe
ich in die 100 km entfernte Klinik gebracht, leider war das Kalb schon
tod bevor ich dort ankam. Fünf Tage später fuhr Nick dann mit
der zweiten Kuh nach Belle Fourche, diesmal überlebte das Kalb zum
Glück.
Farming
Season ist im vollen Gange. Heufelder werden zum Teil neu bestellt und
mit Gras, Luzerne oder Hafer und Roggen (die grün als Heu geerntet
werden) eingesät. Letzte Woche hat Nick mich mit dem großen
Tieflader nach Hulett geschickt um 4,5 Tonnen Saatgut abzuholen. Ich habe
die Ladung fachmännisch mit Ketten gesichert und bin dann zur Fahrt
zurück zur Ranch aufgebrochen. Nach fünf Meilen auf holprigen
Kieswegen dachte ich mir dann „ich sollte die Ketten checken“ und fuhr
so dahin, genoss den Sonnenschein und dachte „ich sollte die Ladung checken“
und genoss den Sonnenschein ... und sah im Rückspiegel dass meine
Ladung sich schon selbstständig gemacht hatte ...
Nachdem ich die verbliebenen
Säcke wieder fachmännsich mit Ketten gesichert hatte (sah ein
bisschen aus wie bei Hudini) wendete ich den Trailer und fuhr zurück
um zu sehen was ich noch auf der Strasse finden konnte. Unser Nachbar Lee
kam mir mit seinem Truck entgegen und winkte mir. Ich bremste ab: „Hi Lee!
Did you find some free seed?“ – er hatte meine verlorenen Säcke schon
bei sich aufgeladen und brachte sie für mich zur Ranch. Passiert natürlich
nur mir: da verliere ich einen Teil meiner Ladung auf einer Strecke auf
der sonst mehr Hirsche als Fahrzeuge verkehren, und ausgerechnet dann kommt
ein Nachbar vorbei der sich ins Fäustchen lacht dass die deutsche
Touristin den Straßengaben einsät ... *g*
Schafe scheren haben wir
dieses Jahr in Rekordzeit hinter uns gebracht. Wir hatten eine neue Scherer-Crew
die viel schneller (und sauberer) arbeiteten als die Crew in den vergangenen
Jahren, so dass wir nur zwei anstatt zweieinhalb Tage brauchten. Zum Glück,
denn nachdem Dörte und ich fast 1700 Schafe geimpft, mit Farbe gekennzeichnet,
gezählt und sortiert hatten waren wir mit Schafen erst mal mehr als
bedient. Ich glaube ich habe bei einem Branding noch nie soviel geropt
wie in diesen zwei Tagen Schafarbeit wenn uns andauernd Schafe durcheinander
gerieten die wir nur mit dem Lasso wieder einfangen konnten. Beim Schafescheren
haben wir auch „Barbie“, unser Gartenschaf, wiedergefunden, die jetzt wieder
in New Haven ist. Noch ganz für sich alleine, aber wir werden sicherlich
bald wieder verwaiste Lämmer für sie haben die sie adoptieren
kann.
Soviel neues aus New Haven
.... reicht doch, oder? ;-)

Viele Grüsse aus
Wyoming (like no place on earth)!
Heike |